Fieldtrip Guatemala 2023

Zwei Jahre hat uns die Pandemie davon abgehalten, auf Ursprungsreise zu gehen – seit 2022 ist es wieder möglich! In diesem Jahr sind wir von der guatemaltekisch-deutschen Handelskammer zusammen mit einigen anderen deutschen Röstereien eingeladen worden.

A healthy soil produces a healthy plant

Ein erster Stop war die Finca Santa Isabell, die von den Brüdern Alex und Martin Keller betrieben wird. Hier werden von 1000 Hektar 300 mit Kaffee bewirtschaftet. Die 300 Hektar sind voll beschattet, so dass keine Kaffeemonokultur entsteht. Grundlage für Biodiversität und gesunden Pflanzen ist auch der Boden. Sehr ausführlich wurde uns gezeigt: a healthy soil produces a healthy plant.

Kunstdünger ist nicht nur einseitig, sondern auch sehr teuer, zumal er schnell aus dem Boden ausgewaschen wird. Die Kellers produzieren ihren eigenen Kompost, der mehrmals pro Jahr den Pflanzen gegeben wird. Sie verwenden dafür viel vom Fruchtfleisch der Kaffeekirschen („Cascara“), Kohle und den allgegenwärtigen Bimsstein, der Nährstoffe aufsaugt und nur langsam wieder abgibt. Eine Schafherde räumt das Unkraut zwischen den Kaffeepflanzen und düngt den Boden ebenfalls.

Nach einem Abstecher zur Trockenmühle des Kooperativendachverbands Fedecocagua (hier wird auch der Todos Santos – Rohkaffee für Soft Shock, Black Celebration und Heroes) ging es weiter in meine Lieblingskaffeeregion Huehuetenango.

Huehuetenango

Huehuetenango ist eines der größten und am höchsten gelegenen Departamentos Guatemalas. Es liegt in der Bergkette der Sierra de los Cuchumatanes zwischen 300 und über 3.800 Metern, die durchschnittliche Höhe liegt bei knapp 2.000 Metern. Das Gebiet wird von zahlreichen tiefen Tälern durchschnitten, deren Flüsse Huehuetenango in Richtung Chiapas und Quiché entwässern. Das an der nördlichen Grenze zu Mexiko gelegene Tiefland ist von tropischem Regenwald bedeckt. Das Klima kann lageabhängig sehr unterschiedlich sein. Auf Grund der Randlage des Departamentos und seiner oft nur schwer zugänglichen Gebirgsregionen hat sich die Sprachenvielfalt und die kulturelle Identität der indigenen Bevölkerung im Allgemeinen gut erhalten. Etwa 85 Prozent der Einwohner sind direkte Nachfahren der Maya.

Terroir

Der vulkanische Boden, die hohen Lagen und die kalten Winde, die nachts aus Mexiko herunterströmen machen das besondere Geschmacksprofil der Kaffees aus. Wir besuchten verschiedene Kleinbauern, die sich in die Kooperative Vicafe zusammengeschlossen haben. 2017 haben die Söhne einiger Kaffeebauern beschlossen, die Kooperative zu reformieren und mehr auf Innovationen zu setzen. Die Mitglieder der Kooperative werden nun in Anbautechniken geschult und können die Ergebnisse ihrer Arbeit im Cupping Labor von Vicafe verkosten. Wir durften die Farmen von Matias Crispin (Rancho Esmeralda), Wilfredo Garcia (Las Strojas) und Joel Herrera (La Haciendita) besichtigen und Frage stellen. Die drei betonen wie sehr sie die Arbeit mit Kaffee lieben, auch wenn es sehr hart und mühsam ist. Sie hoffen, dass wir in Europa dies wertschätzen. Die Produktionskosten sind durch den Ukraine-Krieg stark gestiegen, so dass es für sie schwer geworden ist vom Kaffeeanbau zu leben. Auf der anderen Seite macht der Klimawandel slebst hier nicht halt: wir haben in niedrigeren Lagen viele Dürre-gestreste Pflanzen gesehen…

Preiserhöhung

Auch die Bonner Kaffeebrennerei hat mit Liefer-, Preis,- und Logistikproblemen zu kämpfen. Darum eine zweite dezente Preiserhöhung von 3%. Das betrifft die Kaffees Heroes #1, Heroes #2, Back to black, Black Celebration, 1979 und Soft Shock. Die 1000g-Preise werden jeweils um 1,- € erhöht. Z.B. Back to black von 28,90 € auf 29,90, Heroes #1 von 30,90 € auf 31,90 €. Nicht erhöht wurden Sweet Dreams und New Noise, da hier längere/ältere Kontrakte geschlossen wurden. Im Einkauf liegen die Rohkaffeepreise aktuell deutlich über dem Niveau von 2019 und 2020, da auch die Produzenten mit stark gestiegen Preisen (Farm, Logistik, Transport, Verfügbarkeiten) zu kämpfen haben.

Siehe auch den ersten Beitrag zum Thema Preiserhöhung.

Verkostungswettbewerb oder: Oops, i did it again!

Ein bisschen Gold und Silber, ein bisschen glitzaglitza… Zwei Kaffees der Bonner Kaffeebrennerei haben im Verkostungswettbewerb 2022 der Deutschen Roestergilde ein bisschen Gold geschürft. Sweet Dreams als Single Origin #Filterkaffee und Heroes #1 als Espressoblend. Yeah!

Der Dank geht raus an die beteiligten Farmen und Kooperativen: Ihr habt durch großartige Farmarbeit die Qualität in die Tasse gebracht!

Shoppen gehen:

Preiserhöhung

Ein Grundsatz der Bonner Kaffeebrennerei ist es, hochwertigen Kaffee (specialty coffee) einzukaufen, die Transparenz bis zur Farm oder Kooperative zu gewährleisten und faire Preise zu bezahlen. Dabei liegen die Preise deutlich über Fairtrade-Niveau. Das ist einen Frage der Wertschätzung gegenüber jenen, die den Kaffee anbauen und jenen, die ihren Kaffee in der Bonner Kaffeebrennerei kaufen.

In 2021 gab es nun eine massive Erhöhung der Rohkaffeepreise:

1)     Der Weltmarktpreis für börsengehandelten Kaffee stieg um ca. 60%. Ein Grund dafür lag im größten Kaffee-Anbauland der Welt, Brasilien. Hier hat Frost zu erheblichen Schäden an den Kaffeepflanzen geführt. Das brachte einen erheblichen Ernterückgang und höhere Börsenpreise mit sich.

2)     Im Zuge der Coronapandemie sind globale Lieferketten in einen extremen Streßtest geraten: Erntehilfe war schwierig zu organisieren, Häfen gesperrt, Container und Schiffsplätze kaum zu ergattern usf. Das führte zu massiv angestiegenen Logistikkosten (Faktor 5) in 2021. Betroffen waren grundsätzlich weltweit gehandelte Güter, aber eben auch die Kaffeebranche und ihre Lieferkette.

3)     Im Zuge des allgemeinen Preisanstiegs haben auch Farmen und Kooperativen, die specialty coffee produzieren, die Differenz zum Börsenpreis umgesetzt bzw. beibehalten. In den meisten Anbauländern stiegen wiederum die Kosten für Erntehilfe, Materialien zur Ernte etc. Andere haben ihren Ernten ohne sorgfältige Nacharbeiten (Aufbereitung/Sortierung) an fliegende Händler zu dem gestiegenen Börsenpreis verkauft. Das lässt sich mit mit weniger Aufwand umsetzen, als bei Specialty-Qualitäten, was wiederum zu einer Verknappung des Angebots und steigenden Preisen führt.

Konkret gab es im Einkauf in 2021 einen Preisanstieg bei „unseren Farmen/Kooperativen/Kaffees“ um 80-90%. Das betrifft vor allem Guatemala und Brasilien, in 2022 auch Indien. Nichtsdestotrotz bleiben die Farmen und Kaffees im Programm. Denn die Qualitätsdifferenz und die großartige Arbeit soll honoriert werden. Übersetzt auf die Verkaufspreise der Bonner Kaffeebrenerei liegt die aktuelle Preisanpassung bei 3,5% (Back to black und New Noise von 27,90/kg auf 28,90) – 7% (Heroes und Black Celebration/Soft Shock von 28,90 auf 30,90/kg ), also sehr moderat. Nicht erhöht wurde 1979 und Latin Lingo, da hier Kontrakte vor der Preisrallye abgeschlossen wurden. Die Hoffnung ist, dass es in 2022 eine Marktberuhigung gibt und der Einkaufspreis wieder etwas nachlässt, so dass trotz der „zu geringen Preiserhöhung“ wieder wirtschaftlich gearbeitet werden kann.

Orientierungspunkt auch für den Specialty Markt: Der Börsenpreis für den konventionellen Handel

Screenshot: Finanzen.net

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